Nr. 238 - 15. Mai 1991 - 20. Jahrgang
Das "Gut Edla" in der
Marktgemeinde Ferschnitz
(Gottfried Langeder)
Am südlichen Ortsende des Marktes Ferschnitz liegt etwa 300 Meter rechts
an der Straße von Ferschnitz nach Senftenegg, eingebettet in eine reizvolle
Hügellandschaft und umgeben von einem gepflegten Park, das sogenannte "Gut
Edla". Der Ort Edla scheint erstmals als "Erlach" in einem
Wallseer Urbar 1449 mit drei Höfen auf. Im Bruderschaftsbuch der Pfarre heißt
es 1460 "zu Erlach" (Erlengehölz). Das "Gut Edla" gleicht
heute mit seinen 2 Stockwerken und seiner ansprechenden Fassade eher einem
kleinen Landschloss. Dieses heutige Aussehen erhielt es um die Jahrhundertwende,
wo ein bewegter Besitzwechsel stattfand und "adelige Herrschaften"
den Hof in wechselnder Folge besaßen. In kaum 100 Jahren, von 1844 bis 1938 gab
es 19 Besitzer.
In fünf Generationen saßen ab dem Jahre 1700 die Familien der
Kaltenbrunner (Kaltenprunner) als Bauern auf dem der Herrschaft Hainstetten
gehörenden Bauernhof. Unter Michael Kaltenbrunner und seiner Frau Katharina
(geb. Heindl, Fuxlug) gab es 1823 56 Grundparzellen zu bewirtschaften. Das
Wohn- und Wirtschaftsgebäude war mit dem Hofraum 260 Quadratklafter groß.
Wolfgang Krames (1844), Leopold Mauerer (1847), Anton Hiebl (1858) und
Johann Lebhardt (1863) wirtschafteten nur wenige Jahre auf dem Hof. Die nachfolgenden
Besitzer, die Familie Pekarek, Anton/Katharina und die Tochter Theresia
verkauften die Liegenschaft 1892 an den pensionierten Girobeamten Hugo Hossner,
einem Menschen, dem kein Gott und kein Teufel, wie er selber formulierte,
Furcht einflößen könne. Er veräußerte den Besitz schon nach vier Jahren an Hans
Lorbeer, der seinerseits kaum Geld, dazu aber einen äußerst schlechten Leumund
besaß und von seinen Kindern und seiner Frau getrennt lebte.
Zu seinem Glück lernte er beim "Radfahren" die reiche Fabrikantenwitwe
Melanie Porak kennen, die 400 fl Rente Einkommen hatte. Lorbeer versprach ihr
die Ehe, und sie zahlte ihm alle Schulden. Das Gut wurde mit dem Geld der Frau
elegant eingerichtet. Auch das Haus in Amasödt Nr. 16 (heute
Hülmbauer/Augsten) wurde zugekauft. Der Mann spielte den Kavalier. Nach einem
Jahr erfuhr die Frau von der früheren Ehe ihres Mannes, kränkte sich sehr und
starb im Alter von 35 Jahren. Sie wurde in der Familiengruft in Trumau in O.
Böhmen beigesetzt.
Über die nächsten zwei Besitzer, Otto Wichner und Johanna Jany, die das
Gut kurzfristig 1899 besaßen, ist nichts bekannt. Ludwig Schulz übernahm 1900
die schwer verschuldeten Gebäude und den herabgewirtschafteten Grund, wollte
sofort wieder verkaufen, fand aber so schnell keinen Käufer. Jedenfalls nicht
für das leere (ohne Grundbesitz) dastehende Haus Amasödt Nr. 16. Auch die
Familie Haberzettl gab nur ein kurzes Gastspiel 1902 in Edla.
Erst Dr. Ritter von Limbeck, ein Advokat aus Prag, erwarb das Gut Edla
im Jahre 1903. Die Wirtschaft wurde durch einen Maier verwaltet. Die Familie
verbrachte hier nur ihren Sommerurlaub.
Etwas länger, 6 Jahre, blieb Theodor Ritter von Jarsch, kaiserlicher
Rat, Generallegat i.R. der Donauschiffahrtsgesellschaft, österr. Lord usw. Als
dieser in jungen Jahren in Wien 1912 starb, verkaufte die Witwe alles einem „reichen
Herrn" aus Sarajevo, namens Beg Biscevec.
Dieser war Mohammedaner. Er kaufte auch das Nachbarhaus Nr. 17 (heute
nicht mehr bestehend). Biscevec wurde im Krieg an der Ostfront ausgezeichnet
und zum Hauptmann befördert, verkaufte den Besitz am Ende des Krieges 1918,
nicht aber ohne der Pfarrkirche eine Spende von 200 Kronen zu hinterlassen.
Neuer Besitzer wurden Dr. Emil Widmer und seine Frau Marianne. Dr.
Widmer war Dir. Stellvertreter der k.k. Bodenkreditanstalt und machte sich
bald sehr verdient um die Elektrifizierung des Marktes.
Nach 10 Jahren zog Dr. Widmer von Edla weg, verkaufte die Liegenschaften
Nr. 17 und 18 und kam nach St Gallen in die Schweiz, wo er eine Villa um 7 1/2
Milliarden erwarb. Oberstleutnant Franz Wanke wurde 1928 neuer Besitzer von Gut
Edla.
Stabile Besitzverhältnisse beginnen 1938 (Einheitswert 1940: 42.900,-RM
für 24,64 ha) mit der Familie Friedrich Schaafgotsche; sie blieb bis 1976.
Anschließend folgten Johann Heinrich Tinti (Irene Starhemberg) und seit
1989 Michael Hülmbauer und Theresia, die aber die Landwirtschaft schon seit
1971 durchgehend gepachtet hatten.
1989 wurde der Golfclub Amstetten-Ferschnitz gegründet, welcher das
heutige "Gut Edla" samt den umliegenden Gründen von Familie Hülmbauer
pachtete. Im ersten und zweiten Jahr wurde intensiv an der Neugestaltung des
Golfplatzes mit seinen schönen Fairways und Greens, mit Bunkern und zahlreichen
Biotopen, und an der Pflanzung vieler heimischer Gehölzer und
abwechslungsreicher Buschgruppen gearbeitet. Heuer wurden notwendige
Renovierungen an der Bausubstanz, wie Gewölbe und Fundamente, sowie eine
Generalsanierung des alten Stadls vorgenommen. Im Zuge der Innenausbauten
wurde der Klubraum neu eingerichtet. Gemeinsam mit der Errichtung eines Parkplatzes,
bei dessen Planung auf viel Grün wertgelegt wurde, wurde auch die Zufahrt zum
Haus neu gestaltet, sodass nun zur bevorstehenden Eröffnung das "Gut
Edla" mit seinem Golfplatz in neuem Glanz erstrahlt.
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