Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der
Bezirkshauptmannschaft Amstetten
Nr. 173 - 1. September 1986 - 15. Jahrgang
Nr. 173 - 1. September 1986 - 15. Jahrgang
Der Kollmitzberg
(von Karl Kneissl)
Der Kollmitzberg ist für jeden Besucher schon von weitem ein Blickfang.
Darauf weist auch sein Name hin. Der ist entweder slawisch oder vorrömisch und
bedeutet jedes Mal "Berg", "Kulm".(widerlegt, siehe Kollmitzberg – Rückblick, Einblick & Ausblick) Der 469m hohe Berg ist
ein Ausläufer des Böhmischen Massivs auf dem rechten Donauufer. Er hatte früher
nur schlechte Zufahrtsmöglichkeiten. So ist es kein Wunder, dass sich auf
seiner Höhe ein alter Zufluchtsort befand. Dr. Ubl von der Bodenforschung des
Bundesdenkmalamtes: "Die allerdings verschwommenen Verwallungen zeigen, dass
der Kollmitzberg als Ganzes eine Wallburg gewesen sein dürfte."
Tatsächlich hieß früher die Flur um die Kirche "In der Burg" (Urkunde
zur Errichtung des alten Pfarrhofes). Auch die Kirche war einst eine
Wehrkirche. Ihr Turm hat 2m dicke Mauern.
Vom Kollmitzberg genießt man einen wunderbaren Rundblick. Das Machland
und auch die gesamte Alpenkette vom Schneeberg bis zum Traunstein sind bei
klarem Wetter gut sichtbar. Auch der Pöstlingberg bei Linz ist mit freiem Auge
zu sehen.
Auf derart vorgeschobenen Plätzen hat man früher Beobachtungsstände,
"Warten", errichtet, um die Annäherung eines Feindes so früh wie
möglich wahrzunehmen.
Von einer solchen Warte hat auch Wad auf dem Kollmitzberg seinen Namen.
1160 ist sein Name als "Wart" urkundlich belegt.
Auch war der Kollmitzberg ein "Kreitfeuerort". Es musste stets
Reisig und Holz bereitliegen, um im Ernstfall durch Feuer und Rauch weit
sichtbar vor den herannahenden Feinden zu warnen.
Auf einem besonders guten Aussichtsplatz steht - heute allerdings durch
Gebüsch versteckt - der "Hexenstein", ein aufrechter Granitblock, in
den Stufen eingehauen sind; Verwitterung hat oben eine Schale gebildet. Er
scheint mit einem heidnischen Kult oder dem Kult einer verbotenen Sekte
verbunden gewesen zu sein. Nicht nur der Name, auch eine Sage deutet darauf
hin: Nächtliche Opfer wurden dort einst dargebracht. Einmal schlich sich dabei
ein Fremder ein. Als man ihn am Morgen vertrieb, verwünschte er die Flur und
ließ sie mit zahllosen Steinen übersät werden.
Beim Hause Ruthner befindet sich die "1.000-jährige Eibe". Von
ihrem Standort bietet sich den Besuchern auch ein wunderbarer Blick ins
Donautal.
Die Kirche wird um das Jahr 1260 erstmals genannt. Im Jahre 1926 ist
nach einem Brand durch Blitzschlag der barocke Zwiebelturm wieder aufgesetzt
worden.
Der Hochchor der Kirche ist noch gotisch. Sehenswert sind das mit 1492
datierte Sakramentshäuschen mit seinen schönen Fialen und die hl. Ottilia aus
der Zeit um 1500. Ihr ist auch die einst viel besuchte Wallfahrtskirche
geweiht. Das Mittelschiff wurde in der Barockzeit neu gestaltet.
In den Jahren 1955 - 1956 hat der akademische Maler Franz Pitza aus Wien
in drei großen Deckengemälden das Leben der hl. Ottilia, die als ca.
11-jähriges Kind bei ihrer Taufe auf wunderbare Weise das Augenlicht erhalten
hat, dargestellt. Bis zur Aufhebung von Stift Ardagger im Jahre 1784 wurde die
Kirche von dort betreut. Von da an war Kollmitzberg eine Pfarre, die von
Weltpriestern besetzt wird.
Der Kollmitzberg war durch seine Wallfahrtskirche mit Stift Ardagger eng
verbunden. Als wegen der Pest über Stift Ardagger die Kontumaz verhängt wurde,
kam der Jahrmarkt auf den pestfrei gebliebenen Kollmitzberg. Die Gläubigen
verbanden diesen Weg dorthin zugleich mit einer Wallfahrt. Zur Buße gingen
viele barfuß auf diesen Berg hinauf und kauften sich oben neues Schuhwerk.
Wegen der vielen Schuhstandler erhielt der Jahrmarkt den Namen Schusterkirtag.
Im 17. und 18. Jahrhundert dauerte der Kirtag bis zu 14 Tagen. Man fand
dort alles, was man zu dieser Zeit brauchte. Gern besucht wurden die großen
Metzelte. Die Pechlmänner waren mit ihrer Ware, die sie gegen die Seuchen der
Tiere anboten, von den Bauern sehr gesucht. Manches Kleidungsstück musste dem
zurückstehen. Die Eindeckung für das ganze Jahr mit dem Pechl, einem Mittel,
mit dem man in erster Linie gegen die Maul- und Klauenseuche ankämpfte, war
über alles wichtig. Aber auch Heiratskontrakte wurden beim Kollmitzberger
Kirtag geschlossen. Dienstboten, die ihren Platz wechseln oder sich verbessern wollten,
suchten Kontakt mit den Bauern, um dann am Lichtmesstag zu übersiedeln. In den
Jahren des Zweiten Weltkrieges ging der Kollmitzberger Kirtag beinahe ein.
Heute aber hat er wieder einen neuen Höhepunkt erreicht. So konnten im Jahre
1981 über 370 Schausteller und an die 45.000 Besucher gezählt werden. In den
letzten Jahren war die Tendenz weiter steigend.
Der Kollmitzberg grenzt von Winkling bis zum Tiefenbach auch an die
Donau. Die nach Tiefenbach führende Uferstraße endete früher schon beim Wildeck
(Steinbäuerin), wo auch eine Überfuhr war. Manche Kreuzritter nahmen deshalb
den Weg über den Steinkrempl (in der Nähe der heutigen
"Steckerlfische"), an dem bereits im Jahre 1177 erwähnten Grübl
vorbei, nach Neustadtl und wieder zurück zur Donau. Vor 18 Jahren sind zwei
Französinnen, begleitet von einem Hund, auf Pferden diesen Weg der Kreuzfahrer
nachgeritten und haben in Neustadtl übernachtet. Sie kamen von Paris und zogen
weiter ins Hl. Land.
Mit Beginn der Regierungszeit Kaiser Joseph II. wurde am Kollmitzberg
auch Kohle abgebaut. Diese wurde durch Fuhrwerker zur Donau gebracht und
oberhalb des Kettensteines (beim Winklinger Furt) verladen. Mit der Aufnahme
des Massentransportes durch die Bahn wurde der Abbau wegen schlechter Qualität
eingestellt.
Um 1830 wurde zwischen Oberösterreich und Tiefenbach eine
"Fliegende Brücke" errichtet. Das ca. 700m lange Seil wurde dabei
meist mit einem schweren Steinkorb im Wasser verankert. Für die vielen Flöße,
oft bis zu 10 am Tag, gab es wegen deren Unbeweglichkeit hier oft große
Schwierigkeiten. Um 1890 wurde eine Rollfähre errichtet, deren Seil hoch über
dem Wasser von Berg zu Berg gespannt war. Erst mit der Eröffnung der in den
Jahren 1965 - 1967 neu errichteten Donaubrücke wurde der Verkehr über die Donau
problemlos gemacht.
Die Felsen beim Wildeck reichten früher bis in die Donau hinein und
sperrten jedes Weiterkommen am Land. Um die mit Pferden betriebene Bergfahrt
der Schiffe leichter zu ermöglichen, wurde um 1635 der Treppelweg reguliert und
verbessert. Diese Jahreszahl wurde im Strudengau beim Engpass Lueg in den Stein
gehauen.
Zu dieser Zeit dürfte durch Sprengungen auch ein Fahrweg vom Wildeck bis
nach Tiefenbach geschaffen worden sein. Im Laufe der Zeit wurde durch weitere
Sprengungen die Straße erweitert und ist heute ein wichtiger Zubringer zur
Autobahn.
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