Nr. 143 - 1. März 1984 - 13. Jahrgang
Aschbach – „Landts-Firstlicher-Marcht“
von HOL Hans Gugler
Im Herzen des Mostviertels liegt die
älteste Gemeinde des Bezirkes Amstetten: Aschbach Markt. Knapp 3200 Einwohner
leben in dieser Marktgemeinde auf einer Fläche von 37 km2. Diese Ausdehnung
erlangte Aschbach durch den Zusammenschluss mit den Gemeinden Krenstetten und
Mitterhausleiten im Jahre 1971, nachdem sich nach dem Zweiten Weltkrieg schon
die Gemeinden Dorf Aschbach, Oberaschbach und Abetzberg mit dem Markt vereinigt
hatten. Auf einem Hügel, umwunden von der Url im Süden, dem Kumpfmühlbach im
Westen und dem Zierbach im Osten, entwickelte sich das Marktgebiet zur heutigen
Größe, während sich die übrige Fläche vom Ybbstal über die Hügel des
Alpenvorlandes bis hin zum Tal der Donau erstreckt.
Der Name Aschbach wird vom Fisch
"Äsche" abgeleitet. Deshalb zeigt das Aschbacher Wappen den
Doppeladler mit einem Fisch in der Mitte. Historiker meinen aber, dass der Name
eher auf die "Espe", die Zitterpappel, zurückzuführen sei.
Die Geschichte des Marktes reicht weit in
die Vergangenheit zurück. Dass einst Kelten in unserem Gebiet wohnten, ist
anzunehmen, ist doch die Bezeichnung "Url" keltischen Ursprungs, was
soviel wie "Gewundene" heißt. Aschbach dürfte schon als Römersiedlung
bestanden haben. Grabsteinfragmente, Tonscherben und Münzen wurden gefunden.
Schon damals führte der später so genannte Flötzersteig über Aschbach gegen
Steyr; eine Verbindungsstraße ging zur Limesstraße auf der Höhe der heutigen
Autobahn, und eine Straße ybbsaufwärts. Im Mittelalter durchzog die sogenannte
Salzstraße - vom Ybbs- zum Donautal - Aschbach. Der Ort ist also am
Schnittpunkt bedeutender Verkehrswege entstanden.
Zum ersten Mal scheint der Name Aschbach
in einer Bestätigungsurkunde über Schenkungen Kaiser Karls des Großen an das
Domstift Passau im Jahre 823 als "asbahe" auf. Wenngleich auch die
Echtheit dieser Urkunde nicht völlig gesichert ist, stellt sie doch einen
Beweis für das hohe Alter des Ortes dar. Als weiterer Beweis dafür gilt unsere
Martinskirche. Aschbach war Urpfarre! Das Pfarrgebiet erstreckte sich nach
Norden bis zur Donau und nach Süden über das ganze Ybbstal bis an die
steirische Grenze. Natürlich haben sich nach und nach um entstandene Siedlungen
neue Pfarren gebildet und von der Mutterpfarre abgespalten. Im 12. und 13.
Jahrhundert erlebte Aschbach unter den Babenbergern seine mittelalterliche
Blüte. Der Salz- und Eisentransport wurde über Aschbach abgewickelt. Das
Meilenrecht und das Privileg des Straßenzwanges, das Stapelrecht und das
Niederlagsrecht war Aschbach zueigen und unterschied es von vielen Orten. Den
Höhepunkt an Bedeutung erreichte Aschbach, als der Babenbergerherzog Leopold
VI. Aschbach das Marktrecht verlieh, das dem Recht der Stadt Enns gleich war.
Er wollte aus Aschbach einen landesfürstlichen Mittelpunkt schaffen und ihm
auch das Stadtrecht verleihen.
Aber aus Geldnot musste der Landesfürst
Aschbach immer wieder dem Bischof von Freising verpfänden. Der benachteiligte
den Ort, wie er nur konnte, um den Aufstieg seiner eigenen Stadt, Waidhofen an
der Ybbs, zu fördern. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts schwindet die Bedeutung
Aschbachs. Unter der Türkenzeit wurde Aschbach oftmals geplündert. Der
Dreißigjährige Krieg laugte den Markt weiter aus. Durchziehende Heere mussten
verköstigt werden. Die Bevölkerung wurde drangsaliert. Den Rest gab die Pest im
Jahre 1679, die Aschbach heimsuchte. Wiederholt brannte der Markt - im Jahre
1708 39 Häuser. Im Österr. Erbfolgekrieg wurde der Markt vom Feind wieder
gebrandschatzt, die österr. Truppen des Generalfeldmarschalls Khevenhüller, die
in Aschbach stationierten, mussten verköstigt werden. Unter Kaiser Joseph II.
wurde Aschbach - bis dahin "OÖ Einlagsuntertan" - an Niederösterreich
angegliedert. Napoleons Truppen plünderten unseren Markt. Der Bau der
Kaiserin-Elisabeth-Westbahn, mit dem Spatenstich am 1. Mai 1857, belebte die
Wirtschaft Aschbachs wieder. Noch einmal brannte Aschbach, 25 Häuser würden im
Jahre 1885 ein Raub der Flammen. Die beiden Weltkriege trafen Aschbach nicht
unmittelbar, obwohl viele Söhne der Gemeinde ihr Leben lassen mussten. Das Ende
des Zweiten Weltkrieges brachten die Russen, die am 9. Mai 1945 in unserem
Markt einmarschierten. Noch einmal wurde Aschbach Metropole des Mostviertels:
Aschbach wurde russische Divisionsküche. Fünfzig Bäcker arbeiteten in drei
Schichten, täglich wurden 20 Rinder geschlachtet. Die russische Besatzung
zwischen Enns und Sankt Pölten wurde von Aschbach aus versorgt.
Auch diese Zeit wurde überwunden. In
Aschbach packte man mit beiden Händen zu. Man baute auf, verschönerte, schuf
Neues. Unser Markt ist ein Zentrum des Mostviertels, ein Mittelpunkt der
Landwirtschaft, und Handel und Gewerbe blühen.
Landwirtschaftlich gesehen, stellt
Aschbach ein Muster von Umsicht, Fleiß und Investitionsfreudigkeit dar. Die
Bauern haben sich zwar in den letzten Jahren spezialisieren müssen, aber ob sie
Milchwirtschaft, Geflügel-, Schweine- oder Rindermast betreiben, beinahe jeder
führt seinen Vierkanter mustergültig - und ist stolz darauf, ihn herzeigen zu
können. Zweifellos haben Gründung und Ausbau des Genossenschaftswesens den
Bauern zwischen Enns, Donau und Ybbs eine gesicherte Milch-, Fleisch- und
Getreideerzeugung und -verwertung ermöglicht. Molkerei und Lagerhaus schufen
darüber hinaus für viele Aschbacher entsprechende Arbeitsplätze. Nicht
unerwähnt darf der Geflügelhof Fehringer bleiben, der 104 Bauern in Aschbach
und Umgebung als Lohnmäster eine interessante und einträgliche Produktionssparte
ermöglicht. Rund 300 Arbeitnehmer verdienen in diesem Betrieb ihr tägliches
Brot.
Wenn man sagt, dass Handel und Gewerbe
blühen, so lässt sich feststellen, dass in den letzten Jahrzehnten zwar einige
Gewerbebetriebe verschwunden sind, aber andere dazukamen. Aschbach kann heute
auf 58 Erzeugungs- und Dienstleistungsbetriebe zählen. Rund 550 Aschbacher
finden Arbeit in der eigenen Gemeinde, nur ein Teil pendelt mit der Westbahn
bzw. mit dem PKW aus.
Das Kulturleben in Aschbach wird durch das
Kulturreferat, die Musikschule der Gemeinde mit über 200 Schülern und von den
zahlreichen äußerst aktiven Vereinen geprägt. Durch das ganze Jahr wird der
Bevölkerung von Aschbach und Umgebung eine breite Palette an Kursen, Vorträgen,
Konzerten und viel Unterhaltung geboten. Nicht zuletzt versuchen die
Verantwortlichen der Gemeinde, in wirtschaftlicher und kultureller Sicht
Traditionen weiterzupflegen und dem Fortschritt offen zu sein.
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